Kehrtwende

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So viel ist gesagt und noch mehr nie ausgesprochen.

Wir liefen und liefen, pausenlos aufeinander zu, immerzu, in verschiedene Richtungen und plötzlich blieben wir stehen. Und haben doch nie inne gehalten.

Nun wundern wir uns, dass wir auf der Stelle treten und nicht weiterkommen, immer nur dorthin zurück, wo wir schon zu oft waren.

Und seltsam, auf einmal fühle ich es nicht mehr.

Dieses Verliebtsein, es ist weg. Einfach still und unbemerkt und so unfassbar plötzlich, verschwunden.

Ich weiß, vermutlich ist es noch in der Nähe, gespannt und hoffnungsvoll wartend, gesucht und gefunden und dann wiederbelebt zu werden.

Und ich weiß auch, dass das immer so ist und es einen braucht, der losgeht, es zurück zu holen.

Doch ich bin mir nicht sicher, und das ist es, was so seltsam anders ist, ob ich mich abermals allein auf den Weg machen möchte, dieses Verliebtsein mit all meiner Kraft aufzulesen, aufzuwärmen und dann huckepack nach Hause zu tragen. Ob mein zu Hause, dieses zu Hause in mir, immer noch seines und somit auch Deines sein soll.

Nein, ich glaube, das möchte ich nicht.

Zumindest nicht so.

Wir

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Wir, das ist Schwimmen bei Regen und Lachen ohne Grund.

Das ist sich einfach so gemeinsam aufs Leben stürzen, wild drauf los rennen und sich zwischendurch verlaufen.

Wir, das ist auch stolpern und fallen aber vor allem wieder aufstehen, nach sich selbst und sich gegenseitig ins Innere sehen und hinterfragen, das ist sich tragen und halten aber gewiss nicht alles ertragen müssen.

Wir, das ist Wagemut und Bindungsangst.

Das ist sich aneinander klammern ohne festzuhalten, das ist sanft wieder loslassen und sich einlassen; auf Menschen, Gefühle und Orte.

Und dann manchmal auch wieder Rückzug. Still sein inmitten lauter Worte.

Wir, das ist laut lachen, trotz oder gerade wegen der anderen.

Das ist das machen, was das Kind in uns sagt und zwar ohne den Erwachsenen, der mahnt.

Das ist auch ab und an wieder ganz ernsthaft sein, zwischen den Zeilen, sich vorsichtig nähern und zumindest versuchen, die Angst zu vergessen.

Und nichts mehr zu verfluchen sondern gemeinsam auf die Suche gehen nach..

Nach uns.

Denn wir, das ist bekanntes Neuland.

Wir das sind in der Fremde Verwandte, die irgendwie anders und deshalb gleich und doch verschieden sind.

Wir, das ist Wind im Haar und Salz auf der Haut. Sand zwischen den Zehen und feuchtes Gras unter den Fußsohlen.

Du und ich das ist jetzt, das ist hier.

Zwei Köpfe, zwei Körper, zwei Seelen. Ein Gefühl, das sind Wir.

In voller Blüte

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Hier sitze ich und atme

Auf Deinem Baum

In Deinem Garten,

der in voller Blüte steht

Und um mich überall Grün,

darauf Gelb und Weiß,

Blau und Lila und Orange.

Dazu der liebliche, unermüdliche Gesang der Vögel.

Und in mir diese eine Frage,

Wie oft Du mich noch besuchen wirst,

Um mich weiter lernen und wachsen zu lassen,

Mich begreifen zu machen.

Und ob,

nein,

wann Du einmal länger bleibst.

So lange,

bis es wieder kälter wird da draußen und darauf wieder wärmer.

Und eines Tages dann

Dein kindlicher Atem beim Klettern

Auf Deinen Baum

In Deinem Garten

Und Du, wie Du in voller Blüte stehst.

Und dann

Deine kleinen Füße auf dem Grün, hüpfend über das Gelb und Weiß

und Blau und Lila und Orange

Und Dein lieblicher, unermüdlicher Gesang

In meinen Ohren.

Etwas

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Irgendetwas bewegt sich in mir, Etwas macht etwas mit mir und ich kenne es gut. Viel zu gut und doch kaum.

Es war immer schon hier, schlummerte nur ab und an und ich vergaß irgendwann, fast, dass etwas stets etwas macht, denn das Etwas hat Macht.

Dann, als es sich plötzlich erstmals wieder regte, in mir wieder auflebte, hielt ich zu, hielt zu Dir. Augen und Ohren zu, denn da warst jetzt auch Du.

Und Du wusstest in Dir von dem Etwas in mir, und wie ein Wunder, bliebst Du trotzdem noch hier.

Doch wir wissen nicht viel, wissen wir doch das eine; Wissen ist nicht gleich begreifen. Und selbst ich spüre mich jedes Mal wieder neu, dieses Etwas nur spärlich zu greifen.

Es entgleitet mir erneut, dieses Etwas zu beschreiben, auch wenn ich schon etliche Worte, Sätze, Bilder erfand, um es Dir zu erklären, ehrlich gesagt und offen geschwiegen, gleitet es mir ja selbst täglich wieder durch meine geschlossene Hand und ist mir stets unerklärlich geblieben. Und ich stehe und komme vielleicht auch diesmal nicht weiter, komme nicht durch die dunkle, unergründliche Wand.

Und Du? Du nimmst mich und hältst mich, während ich weiter reise, längst erneut unterwegs an dem endlosen Strand. Auf dem Weg, auf der Suche, nach dem altvertrauten Feinde, dem fremden, ewigen Freund, den ich nie recht gekannt.

Marokko 2020 / 3

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Tag 3 Agadir-Taghazout-Agadir

(English translation below)

An unserem dritten Tag fahren wir mit dem öffentlichen Bus in das eine halbe Stunde Fahrt entfernte Taghazout, eine Surferhochburg voller bunter Szenecafés und Restaurants.

Wir spazieren entspannt den Strand entlang und lassen uns danach im Café Moula nieder. Hier gibt es sehr nette Kellner, frische, unglaublich leckere Smooties, verschiedene Speisen und sogar Sojamilch im Café. Zudem haben wir einen herrlichen Ausblick auf den Atlantik. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und wir fühlen uns entspannt und angekommen.

Später kaufen wir uns Badekleidung, da wir unsere vergessen haben und schwimmen im Meer.

Mit dem Sammeltaxi geht es zurück nach Agadir, wo wir auf dem Souk Lebensmittel für das Abendessen einkaufen.

Gut gesättigt vom Essen und den heutigen Eindrücken sowie einem nächtlichen Strandspaziergang geht es dann zufrieden ins Bett.

Day 3 Agadir Tagout-Agadir

On our third day we take the public bus to the half hour drive away Taghazout, a surfers place full of colorful sceneecafés and restaurants. We walk relaxed a the beach and then we go to Café Moula. There they have very nice waiters, fresh, incredibly delicious smooties, various food and even soy milk in the coffee. In addition, we have a magnificent view of the Atlantic Ocean. The atmosphere is very pleasant and we feel relaxed and like we internally arrived.

Later we buy bathing clothes, as we have forgotten ours, and swim in the sea.

With the collecting taxi it goes back to Agadir, where we shop on the Souk food for dinner. Well saturated from the food and today’s impressions as well as a nightly beach walk, it goes to bed.

Marokko 2020 / 2

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Tag 2 Agadir

(English translation below)

An Tag zwei genieße ich erst einmal das schwimmen im Pool, nicht ohne einige verwunderte Blicke zu erhalten. Das Wasser ist eiskalt, vergleichbar mit der Temperatur eines deutschen Sees im März, doch ich mag das. Danach treffen wir Jamal, unsere Reiseleitung, von der wir bisher nichts wussten. Er gibt uns einige Infos über Agadir, u.a., dass die im Dunkeln leuchtende Schrift auf dem angrenzenden Berg „Gott, Heimat, König“ bedeutet und wir buchen eine Tour für den vierten Tag, in der Hoffnung, dass sie nicht allzu touristisch sein wird.

Später am Tag gehen wir an den Strand Agadirs und begrüßen das neue Jahr und den Atlantik in Badekleidung. Ich fühle mich etwas unwohl aufgrund all der Blicke der verschleierten Menschen aber vermutlich finden sie es nur ungewöhnlich, dass wir zu dieser Jahreszeit baden.

Es ist schön, den ersten Tag des Jahres so unspektakulär und doch intensiv zu erleben, ebenso, wie wir gestern Nacht das eine große, öffentliche Feuerwerk am Strand nur kurz von unserer Terrasse bestaunten, um kurz darauf schlafen zu gehen.

Day 2 Agadir

On day two, I enjoy swimming in the pool, not without some surprised looks from others. The water is freezing cold, comparable to the temperature of a German lake in March, but I like that.

Then we meet Jamal, our tour guide, from which we did not know anything so far. He gives us some info about Agadir, for example that the writing on the hilliest the sea means „God, home, king“ and we book a tour for the fourth day, hoping that it will not be too touristic.

Later at the day we go to the beach and welcome the new year and the Atlantic in bathing clothes. I feel a bit uncomfortable due to all the looks of the veiled people but probably they just find it unusual that we take a bath at this season. It’s nice to experience the first day of the year so unspectacular and intensive at the same time, as well as we watched the large, public fireworks on the beach last night from our terrace and went to sleep thereafter.

Marokko 2020

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Tag 1 Leipzig-Agadir

(English translation below)

Nach knapp 4 Stunden Flug erreichen wir den Flughafen Agadir. Dort werden wir bereits königlich von Fotografen und zu Trommelklängen tanzenden Menschen empfangen, denn offensichtlich saß in unserem Flugzeug Marokkos 2 000 000 er Fluggast. Die Luft ist angenehm kühl aber die Sonne dringt warm durch meine Kleidung zu meiner Haut. In der Vorhalle des Flughafengebäudes ist eine große Tafel mit marrokanischem Gebäck und dem landestypischen, zuckersüßen Minztee aufgebaut. Es ist laut und trubelig und ein für mich gerade etwas zu intensiver Tapetenwechsel und ich schicke ein kurzes Dankgebet zum Himmel, dass nicht ich der zweimillionste Fluggast bin und wir holen unsere Koffer vom Gepäckband. Erst einmal ankommen. Auch innerlich.

Mit dem Bus fahren wir vorbei an kargen Straßen und Vororten, die einer einzigen großen Baustelle gleichen, in Richtung Appartement. Überall liegt viel Müll aber ich entdecke auch Ziegen, Dattelpalmen, Arganbäume und erinnere mich wieder an die kontroverse Schönheit dieses Landes, welche mich bereits vor vier Jahren so nachhaltig angezogen hatte.

Unser Appartement liegt direkt an der Zufahrt zur Avenue du Mohammed V und die Umgebung ist sehr touristisch geprägt durch unzählige Bars, Restaurants, Kiosks, Wechselstuben sowie Geschäfte aber von der Terrasse des Appartements aus hat man einen unglaublichen Blick über all das, direkt auf den ungestümen, nur zehn Gehminuten entfernten Atlantik.

Das Appartement ist geräumig, jeder hat sein eigenes Zimmer und an die unzähligen Mitbewohner in Form von winzigen Ameisen werde ich mich in den nächsten Tagen schon gewöhnen.

Es gibt einen mit Meerwasser gespeisten Pool, der ausreichend groß ist, um darin richtig zu schwimmen und das Personal ist ruhig aber freundlich.

Wir packen aus und machen uns direkt auf den Weg zum Souk, dem großen Bazar für Lebensmittel, Kleidung und Haushaltswaren, also eigentlich für alles. Bereits auf dem Weg dorthin werden wir mehrfach angesprochen von Männern, die uns den Weg weisen möchten, nicht ohne dafür ein paar marokkanische Dirham zu ergattern. Wir ignorieren sie gekonnt, jedoch mit ungutem Gefühl. In den nächsten Tagen werden wir uns daran gewöhnt haben und gelassen mit einem Lächeln und einem „La Choukran“( Nein Danke) unseres Weges gehen aber zunächst müssen wir uns ersteinmal an die andere, oft unverblümte Mentalität dieses Landes gewöhnen.

Der Souk empfängt uns bunt, lebendig laut und mit allerlei Gerüchen.

Wir kaufen für einen Spottpreis Mandarinen, Grapefruits, Gurken, Tomaten und weiteres Gemüse und landen bald an einem Gewürzstand. Einer der Verkäufer lädt uns zum Tee ein und da wir nicht unhöflich sein wollen, trinken wir Berbertee und lernen nebenbei all seine Kräuter, Gewürze, Seifen, Kosmetik sowie deren Wirkung kennen (u.a. einen Tee mit dem man anscheinend pro Tag ein Kilo abnimmt, vermutlich vergaß der nette Herr jedoch hinzuzufügen, dass man dazu nichts essen darf ;)).

Nach einer gefühlten Ewigkeit verlassen wir den enttäuscht blickenden Händler mit nur vier, für hierzulande verhältnismäßig überteuerte Gewürztütchen. Das Handeln werden wir erst im Laufe der nächsten Tage verinnerlichen.

Zurück im Hotel naschen wir von den herrlich aromatischen Früchten und lassen dann den Tag bei einem barfüßigen Strandspaziergang mit kurzem aber grandiosen Sonnenuntergang ausklingen.

Willkommen in Marokko!

Day 1 Leipzig-Agadir

After a flight of almost 4 hours we arrive at Agadir Airport. There we are already being welcomed royally by photographers and people dancing to drum sounds, because obviously there was the 2,000,000 st passenger on our Plane.The air is pleasantly cool but the sun comes warmly through my clothes to my skin. In the lobby of the airport building there is a large table with Moroccan pastries and the typical, sugar-sweet mint tea. It is loud and a change of scenery that is just a little too intense for me and I send a short thank you to heaven that I am not the two millionth passenger and we get our bags from the baggage carousel. Arrive first. Also internally.

By bus we drive past barren streets and suburbs, which resemble a single large construction site, towards the apartment. There is a lot of rubbish everywhere, but I also discover goats, date palms, argan trees and I remember the controversial beauty of this country, which had attracted me so sustainably four years ago.

Our apartment is right on the driveway to Avenue du Mohammed V and the surrounding area is very touristy with countless bars, restaurants, kiosks, exchange offices and shops but from the terrace of the apartment you have an incredible view of all of this, of the Atlantic, which is just ten minutes away.

The apartment is spacious, everyone has their own room and I will get used to the countless roommates in the form of tiny ants in the next few days.

There’s a sea-water pool that’s big enough to swim in, and the staff is quiet but friendly.

We unpack and head straight for the souk, the large bazaar for food, clothing and household goods, so basically everything. Already on the way there we are addressed several times by men who want to show us the way, not without getting a few Moroccan dirhams. We skilfully ignore them, but with a bad feeling. In the next few days we will have got used to it and go our way with a smile and a “La Choukran” (no thanks) but first we have to get used to the other, often blunt mentality of this country.

The souk welcomes us colorful, lively and with all kinds of smells.

We buy mandarins, grapefruits, cucumbers, tomatoes and other vegetables for a ridiculous price and soon end up at a spice stand. One of the vendors invites us to tea and since we don’t want to be rude, we drink berber tea and learn about all of its herbs, spices, soaps, cosmetics and their effects (including a tea with which you apparently lose to pounds a day, probably the nice gentleman forgot to add, however, that you are not allowed to eat anything;)).

After what seems like an eternity, we leave the disappointed-looking trader with only four spice bags, which are relatively overpriced in this country. We will only internalize our actions over the next few days.

Back at the hotel we snack on the wonderfully aromatic fruits and then end the day with a barefoot beach walk with a short but magnificent sunset.

Welcome to Morocco!